Übersicht der Fußball-Weltmeistertrainer
Wie für die Spieler ist der Sieg einer Weltmeisterschaft auch für Trainer der größte Erfolg, den sie im Laufe ihrer fußballerischen Karriere an der Seitenlinie erreichen können. Bislang konnten 20 verschiedene Trainer die von ihnen gecoachte Mannschaft zum WM-Titel führen. Der Italiener Vittorio Pozzo brachte als bislang einziger das Kunststück fertig, sich die begehrte Weltmeister-Trophäe als Trainer zweimal zu sichern: Er konnte den 1934 mit der „Squadra Azzurra“ gewonnenen Titel vier Jahre später bei der Endrunde 1938 in Frankreich verteidigen.
Den Rekord gewonnener WM-Titel hat Pozzo damit aber nicht inne: Der Brasilianer Mário Zagallo wurde 1958 und 1962 zweimal als Spieler Weltmeister, und ließ 1970 als Trainer der „Seleção“ noch einen dritten Turniersieg folgen. Auch Deutschlands Fußballlegende Franz Beckenbauer (1974 und 1990) sowie der Franzose Didier Deschamps (1998 und 2018) konnten je einmal als Spieler und einmal als Trainer eine WM-Endrunde gewinnen.
WM | Trainer | Mannschaft |
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Katar 2022 | Lionel Scaloni | Argentinien |
Russland 2018 | Didier Deschamps | Frankreich |
Brasilien 2014 | Joachim Löw | Deutschland |
Südafrika 2010 | Vicente del Bosque | Spanien |
Deutschland 2006 | Marcello Lippi | Italien |
Japan/Südkorea 2002 | Luiz Felipe Scolari | Brasilien |
Frankreich 1998 | Aimé Jacquet | Frankreich |
USA 1994 | Carlos Alberto Parreira | Brasilien |
Italien 1990 | Franz Beckenbauer | Deutschland |
Mexiko 1986 | Carlos Bilardo | Argentinien |
Spanien 1982 | Enzo Bearzot | Italien |
Argentinien 1978 | César Luis Menotti | Argentinien |
Deutschland 1974 | Helmut Schön | Deutschland |
Mexiko 1970 | Mário Zagallo | Brasilien |
England 1966 | Alf Ramsey | England |
Chile 1962 | Aymoré Moreira | Brasilien |
Schweden 1958 | Vicente Feola | Brasilien |
Schweiz 1954 | Sepp Herberger | Deutschland |
Brasilien 1950 | Juan López | Uruguay |
Frankreich 1938 | Vittorio Pozzo | Italien |
Italien 1934 | Vittorio Pozzo | Italien |
Uruguay 1930 | Alberto Suppici | Uruguay |
Alle Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft
Trainer | im Amt | Erfolge bei Weltmeisterschaften |
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Otto Nerz | Oktober 1926 – Oktober 1936 | 🥉 3. Platz – WM 1934 |
Sepp Herberger | November 1936 – Juni 1964 | 🥇 Weltmeister – WM 1954, 4. Platz – WM 1958 |
Helmut Schön | November 1964 – Juni 1978 | 🥈 Vize-Weltmeister – WM 1966, 🥉 3. Platz – WM 1970, 🥇 Weltmeister – WM 1974 |
Jupp Derwall | Oktober 1978 – Juni 1984 | 🥈 Vize-Weltmeister – WM 1982 |
Franz Beckenbauer | September 1984 – Juni 1990 | 🥈 Vize-Weltmeister – WM 1986, 🥇 Weltmeister – WM 1990 |
Berti Voigts | August 1990 – September 1998 | Viertelfinale – WM 1994, Viertelfinale – WM 1998 |
Erich Ribbeck | Oktober 1998 – Juni 2000 | – |
Rudi Völler | August 2000 – Juni 2004 | 🥈 Vize-Weltmeister – WM 2002 |
Jürgen Klinsmann | Juli 2004 – Juli 2006 | 🥉 3. Platz – WM 2006 |
Joachim Löw | seit August 2006 | 🥉 3. Platz – WM 2014, 🥇 Weltmeister – WM 2014 |
Otto Nerz (geb. 21.10.1892, gest. 19.4.1949) war der erste Trainer einer deutschen Nationalmannschaft und bekleidete den Posten des „Reichstrainers“ von 1926 bis 1936 insgesamt 10 Jahre lang. Er saß bei 75 Länderspielen auf der Trainerbank und führte die Mannschaft Deutschlands bei der WM 1934 in Italien auf Platz 3.
Sepp Herberger (geb. 28.3.1897; gest. 28.4.1977) war zunächst von 1936 bis 1942 als „Reichstrainer“ tätig und trainierte die Nationalmannschaft der Bundesrepublik Deutschland anschließend als erster Bundestrainer von 1950 bis 1964. Mit 20 Jahren Trainertätigkeit hat er damit die längste Amtszeit aller deutschen Nationaltrainer. Herberger bleibt nicht nur wegen des sensationellen Gewinns der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz in Erinnerung, sondern auch wegen seiner unvergesslichen Fußball-Weisheiten wie „Das nächste Spiel ist immer das schwerste“, „Das Runde muss in das Eckige“ oder „Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten“.
Helmut Schön (geb. 15.9.1915; gest. 23.2.1996) war der zweite Bundestrainer und coachte die deutsche Nationalmannschaft knapp 14 Jahre lang. Er ist bis heute der erfolgreichste aller Bundestrainer. Denn neben dem WM-Sieg 1974 im eigenen Land, der Vize-Weltmeisterschaft 1966 in England und dem 3. Platz bei der Endrunde 1970 in Mexiko, war er mit seinen Teams auch bei den Europameisterschaften äußerst erfolgreich: So gewann Deutschland die EM 1972 in Belgien und wurde unter Schön Vize-Europameister 1976 in Jugoslawien.
Josef „Jupp“ Derwall (geb. 10.3.1927; gest. 26.6.2007) übernahm 1978 das Amt des Bundestrainers vom zurückgetretenen Helmut Schön, mit dem er bereits von 1970 bis 1978 als Assistenztrainer zusammengearbeitet hatte. Nach dem Sieg der Europameisterschaft 1980 in Italien führte Derwall die DFB-Elf bei der WM 1982 in Spanien zur Vize-Weltmeisterschaft. Nach dem frühzeitigen Ausscheiden Deutschlands bei der EM 1984 geriet Derwall in Presse und Öffentlichkeit allerdings immer mehr unter Druck, sodass er nach knapp 6 Jahren seinen Dienst als Nationaltrainer quittierte.
Franz Anton Beckenbauer (geb. 11.9.1945) war der vierte Bundestrainer, obwohl er aufgrund einer fehlenden Trainerlizenz offiziell als Teamchef arbeitete. Bei seiner ersten Weltmeisterschaft als Trainer erreichte Beckenbauer 1986 in Mexiko mit der Nationalmannschaft etwas überraschend das Finale, das 2:3 gegen Argentinien verloren wurde. Vier Jahre später gelang dem deutschen Team und seinem Kaiser bei der Endrunde in Italien aber die Revanche: Man setzte sich im Endspiel dank eines von Andreas Brehme verwandelten Foulelfmeters 1:0 gegen die Südamerikaner durch und Beckenbauer hatte es nach Brasiliens Mário Zagallo als zweiter geschafft, sowohl als Spieler (1974) als auch auf dem Trainerposten den WM-Pokal zu gewinnen.
Hans-Hubert „Berti“ Vogts (geb. 30.12.1946) übernahm die Nationalelf nach dem gewonnenen WM-Titel im August 1990. Seinen Weltmeisterschaftserfolg als Spieler beim Titelgewinn 1974 konnte er als Bundestrainer allerdings nicht wiederholen. Sowohl 1994 in den USA (1:2 gegen Bulgarien) als auch 1998 in Frankreich (0:3 gegen Kroatien) schied die deutsche Mannschaft im Viertelfinale aus. Dafür bescherte Vogts der deutschen Fußballnation 1996 in England nach einem 2:1-Finalsieg über Tschechien den vierten EM-Titel.
Erich Ribbeck (geb. 13.6.1937) war von Oktober 1998 bis Juni 2000 als Bundestrainer für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verantwortlich. Mit nicht einmal zwei Jahren hatte er damit die kürzeste Amtszeit aller bisherigen Bundestrainer – und auch die am wenigsten erfolgreiche. Bei der Europameisterschaft 2000 in Belgien und den Niederlanden schied Deutschland mit nur einem Punkt als Gruppenletzter aus.
Rudolf „Rudi“ Völler (geb. 13.4.1960) saß als Teamchef von August 2000 bis Juni 2004 auf dem DFB-Trainerstuhl. „Tante Käthe“, als Spieler 1990 in Italien Weltmeister, wurde mit seiner Mannschaft bei der WM 2002 in Japan und Südkorea Vize-Weltmeister, nachdem man sich im Finale Brasilien 0:2 geschlagen geben musste. Weniger erfolgreich lief die EM 2004 in Portugal: Deutschland schied mit nur zwei Punkten erneut nach der Vorrunde bei einer EM aus, kurz danach trat Völler von seinem Teamchef-Posten zurück.
Jürgen Klinsmann (geb. 30.7.1964) leitete als achter Bundestrainer zusammen mit seinem Co-Trainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff richtungsweisende Reformen des deutschen Fußballs ein. So setzte er vornehmlich auf junge Spieler, die einen offensiv geprägten Spielstil pflegen sollten. Der Plan von Klinsmann, der als Spieler 1990 in Italien Weltmeister geworden war, ging bei der WM 2006 im eigenen Land zu großen Teilen auf. Deutschland wurde Dritter, musste sich im Halbfinale nur dem späteren Weltmeister Italien 0:2 nach Verlängerung geschlagen geben. Trotz des erfolgreich von Klinsmann initiierten Neustarts der Nationalmannschaft trat er kurz nach dem Turnier 2006 zurück.
Joachim „Jogi“ Löw (geb. 3.2.1960) stieg von seinem Posten als Co-Trainer unter Jürgen Klinsmann zum neunten Bundestrainer der DFB-Geschichte auf. Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz führte er die Nationalmannschaft auf Anhieb ins Finale, musste sich dort allerdings Spanien 0:1 geschlagen geben. Bei der WM 2010 in Südafrika wiederholte er den Erfolg der Endrunde vier Jahre zuvor und erreichte mit seiner Mannschaft nach einigen furiosen Auftritten (4:1 im Achtelfinale gegen England, 4:0 im Viertelfinale gegen Argentinien) den 3. Platz. Vier Jahre später gelang ihm mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien nach einem 1:0-Finalsieg über Argentinien sein größter Erfolg. Nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM-Endrunde in Russland 2018 wird Löw nur noch bei der kommenden Europameisterschaft das Amt des Bundestrainers bekleiden.