Zur zehnten Fußball-WM 1974, die vom 13. Juni bis 7. Juli 1974 stattfand, war erstmals Deutschland der Gastgeber. Hier findest du alle Daten, Fakten und Ergebnisse zur WM 1974.

Inhalt:
Austragungsort
Gastgeber der 10. FIFA Fußball-Weltmeisterschaft war Deutschland, das legte die FIFA auf einem Kongress im Juli 1966 fest. Argentinien und Spanien hatten sich ebenfalls um die Austragung der WM-Endrunde 1974 beworben und durften stattdessen jeweils eine der nächsten beiden Weltmeisterschaften ausrichten.
Deutschland stellte für die Fußball-WM 1974 neun Stadien zur Verfügung:
Stadion | Stadt/Region | Kapazität (≈) | Status (Bau) |
---|---|---|---|
Volksparkstadion | Hamburg | 57.000 | Bestand |
Niedersachsenstadion | Hannover | 49.000 | Bestand |
Parkstadion | Gelsenkirchen | 70.000 | Bestand |
Westfalenstadion | Dortmund | 81.000 | Neu |
Rheinstadion | Düsseldorf | 76.000 | Bestand |
Waldstadion | Frankfurt | 48.000 | Bestand |
Neckarstadion | Stuttgart | 60.000 | Bestand |
Olympiastadion München | München | 69.000 | Bestand |
Olympiastadion Berlin | Berlin | 74.000 | Bestand |

Teilnehmerfeld
Mit Australien, Zaire, Haiti und der DDR gingen beim Turnier in der Bundesrepublik Deutschland vier WM-Debütanten an den Start. Die Qualifikation überraschend nicht geschafft hatten unter anderem England, Spanien und Mexiko. Die Mittelamerikaner hatten von neun vorherigen Turnieren erst zwei verpasst. England war acht Jahre zuvor noch Weltmeister geworden und bei der WM 1970 immerhin bis ins Viertelfinale gekommen.
Verband | Teilnehmer | Mannschaften |
---|---|---|
UEFA (Europa) | 9 | Schweden |
Italien | ||
DDR | ||
Schottland | ||
Niederlande | ||
Jugoslawien | ||
Bulgarien | ||
Polen | ||
Deutschland (BRD) | ||
CONMEBOL (Südamerika) | 4 | Uruguay |
Argentinien | ||
Brasilien | ||
Chile | ||
CONCACAF (Nord-/Zentral-Amerika) | 1 | Haiti |
CAF (Afrika) | 1 | Zaire |
OFC (Ozeanien) | 1 | Australien |

Besonderheiten
Im Gegensatz zu den vorherigen Weltmeisterschaften wurde beim Turnier in Deutschland ein neuer Modus eingeführt, der auch vier Jahre später bei der WM in Argentinien noch seine Gültigkeit behielt. Nach der Gruppenphase mit vier Gruppen à vier Mannschaften gingt es nicht wie bislang mit einer K.O.-Runde weiter. Stattdessen wurde eine zweite Gruppenphase mit zwei Gruppen à vier Mannschaften gespielt. Die beiden Gruppenersten zogen direkt ins WM-Finale ein, die beiden Zweitplatzierten qualifizierten sich für das Spiel um Platz 3.
Ein weiteres Novum: Bei der WM 1974 wurde erstmals um den heute bekannten FIFA-WM-Pokal gespielt, der den bisherigen Coupe Jules Rimet ablöste.
Erste Gruppenphase
Gruppe 1 | Gruppe 2 | Gruppe 3 | Gruppe 4 |
---|---|---|---|
Chile | Zaire | Niederlande | Haiti |
DDR | Brasilien | Uruguay | Italien |
Deutschland | Jugoslawien | Bulgarien | Argentinien |
Australien | Schottland | Schweden | Polen |
Gruppe 1
In Gruppe 1 setzte sich die DDR nach drei Spielen an die Spitze: Nach einem 2:0-Sieg gegen Australien und einem 1:1 gegen Chile gewannen die Ostdeutschen das Derby gegen die BR Deutschland dank eines Treffers von Jürgen Sparwasser in der 77. Minute. Da die Bundesrepublik zuvor allerdings Chile (1:0) und Australien (3:0) bezwungen hatte, zog sie ebenfalls in die nächste Runde ein, während die Vertreter aus Ozeanien und Südamerika nach einem 0:0 im direkten Vergleich nach Hause fuhren.
Datum | Team 1 | Ergebnis | Team 2 |
---|---|---|---|
14.06.1974 | Deutschland | 1:0 | Chile |
14.06.1974 | DDR | 2:0 | Australien |
18.06.1974 | Australien | 0:3 | Deutschland |
18.06.1974 | Chile | 1:1 | DDR |
22.06.1974 | Australien | 0:0 | Chile |
22.06.1974 | DDR | 1:0 | Deutschland |
Gruppe 2
Zwei Unentschieden gegen Brasilien (0:0) und Schottland (1:1) sowie ein 9:0-Kantersieg gegen WM-Neuling Zaire reichten Jugoslawien für den Gewinn der Gruppe 2. Punktgleich dahinter folgten Brasilien und Schottland, die sich im direkten Aufeinandertreffen 0:0 trennten. Da die Südamerikaner allerdings 3:0 gegen Zaire gewannen, die Schotten dagegen nur 2:0, wurde Brasilien Zweiter und erreichte die nächste Runde, während Schottland ausschied.
Datum | Team 1 | Ergebnis | Team 2 |
---|---|---|---|
13.06.1974 | Brasilien | 0:0 | Jugoslawien |
14.06.1974 | Republik Kongo | 0:2 | Schottland |
18.06.1974 | Schottland | 0:0 | Brasilien |
18.06.1974 | Jugoslawien | 9:0 | Republik Kongo |
22.06.1974 | Schottland | 1:1 | Jugoslawien |
22.06.1974 | Republik Kongo | 0:3 | Brasilien |
Gruppe 3
Gruppe 3 wurde von den Niederlanden dominiert, die nach Siegen über Uruguay (2:0) und Bulgarien (4:1) sowie einem 0:0 gegen Schweden mit 5:1 Punkten den Gruppensieg erreichten. Schweden spielte gegen Bulgarien ein weiteres Mal Unentschieden (0:0) und besiegte Uruguay klar mit 3:0, sodass ihnen der zweite Platz nicht mehr zu nehmen war. Für die Bulgaren war das 1:1 im Duell gegen Uruguay unterdessen zu wenig zum Weiterkommen.
Datum | Team 1 | Ergebnis | Team 2 |
---|---|---|---|
15.06.1974 | Uruguay | 0:2 | Niederlande |
15.06.1974 | Schweden | 0:0 | Bulgarien |
19.06.1974 | Bulgarien | 1:1 | Uruguay |
19.06.1974 | Niederlande | 0:0 | Schweden |
23.06.1974 | Schweden | 3:0 | Uruguay |
23.06.1974 | Bulgarien | 1:4 | Niederlande |
Gruppe 4
Polen beendete die Gruppe 4 mit eindrucksvollen 6:0 Punkten nach Siegen über Argentinien (3:2), Haiti (7:0) und Italien (2:1). Im Kampf um den zweiten Platz spielten Argentinien und Italien im direkten Duell 1:1, allerdings besiegten die Südamerikaner Haiti in ihrem letzten Spiel 4:1, während die Italiener zum Auftakt nur 3:1 gewonnen hatten und deshalb schon nach der ersten Runde ausschieden.
Datum | Team 1 | Ergebnis | Team 2 |
---|---|---|---|
15.06.1974 | Polen | 3:2 | Argentinien |
15.06.1974 | Italien | 3:1 | Haiti |
19.06.1974 | Haiti | 0:7 | Polen |
19.06.1974 | Argentinien | 1:1 | Italien |
23.06.1974 | Argentinien | 4:1 | Haiti |
23.06.1974 | Polen | 2:1 | Italien |
Zweite Runde
Gruppe A
6:0 Punkte und 8:0 Tore lautete die beeindruckende Bilanz der Niederlande zum Abschluss der zweiten Runde in Gruppe A: Nach klaren Siegen über Argentinien (4:0), die DDR (2:0) und Brasilien (2:0) war ihnen die verdiente Finalteilnahme nicht mehr zu nehmen. Brasilien sicherte sich durch knappe Erfolge gegen die DDR (1:0) und Argentinien (2:1) den zweiten Platz und das Spiel um Platz 3. Die DDR und Argentinien trennten sich im direkten Vergleich 1:1 und schieden beide mit 1:5 Zählern aus.
Datum | Team 1 | Ergebnis | Team 2 |
---|---|---|---|
26.06.1974 | Niederlande | 4:0 | Argentinien |
26.06.1974 | Brasilien | 1:0 | DDR |
30.06.1974 | DDR | 0:2 | Niederlande |
30.06.1974 | Argentinien | 1:2 | Brasilien |
03.07.1974 | Niederlande | 2:0 | Brasilien |
03.07.1974 | Argentinien | 1:1 | DDR |
Gruppe B
In Gruppe B tat die BR Deutschland es den Nachbarn aus Holland gleich und gewann alle drei Spiele: Dem 2:0 gegen Jugoslawien folgte ein 4:2 gegen Schweden bevor im letzten Gruppenspiel die stark aufspielenden Polen durch ein Tor von Gerd Müller knapp mit 1:0 besiegt wurde. Polen hatte zuvor ebenfalls seine beiden Spiele gegen Schweden (1:0) und Jugoslawien (2:1) gewonnen und belohnte sich für seine starken Vorstellungen mit dem Spiel um Platz 3. Den Schweden gelang im letzten Spiel mit dem 2:1-Erfolg über Jugoslawien immerhin noch ein versöhnlicher Turnierabschluss.
Datum | Team 1 | Ergebnis | Team 2 |
---|---|---|---|
26.06.1974 | Jugoslawien | 0:2 | Deutschland |
26.06.1974 | Schweden | 0:1 | Polen |
30.06.1974 | Polen | 2:1 | Jugoslawien |
30.06.1974 | Deutschland | 4:2 | Schweden |
03.07.1974 | Polen | 0:1 | Deutschland |
03.07.1974 | Schweden | 2:1 | Jugoslawien |
Spiel um Platz 3
Für den amtierenden Weltmeister Brasilien gab es nach dem verpassten Finaleinzug die nächste Enttäuschiung im Spiel um den dritten Platz: Denn Polen krönte seine über die gesamte WM starke Form mit einem 1:0-Sieg gegen den Rekordweltmeister. Das entscheidende Tor schoss in der 76. Spielminute Grzegorz Lato, der mit sieben Toren auch WM-Torschützenkönig wurde.
Das Finale der WM 1974 in Deutschland
Im Finale kam es zum Nachbarschaftsduell Niederlande gegen die BR Deutschland. Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, da führten die Niederlande bereits durch einen von Johan Neeskens verwandelten Foulelfmeter. In der Entstehung des Strafstoßes hatte die deutsche Mannschaft seit dem Anstoß durch die Holländer nicht einen Ballkontakt zu verzeichnen. Allerdings dauerte es nur bis zur 25. Minute, als die Deutschen nach einem Foul an Bernd Hölzenbein ebenfalls einen Elfmeter zugesprochen bekamen, den Paul Breitner zum 1:1 verwandelte. Nach dem Ausgleich übernahm die BRD mehr und mehr die Spielkontrolle und belohnte sich in der 43. Minute mit dem 2:1-Siegtreffer durch Gerd Müller. Der WM-Pokal blieb im eigenen Land, Deutschland war zum zweiten Mal nach 1954 Fußball-Weltmeister.
Datum | Team 1 | Ergebnis | Team 2 |
---|---|---|---|
07.07.1974 | Niederlande | 1:2 | Deutschland |
Die WM 1974 im Überblick
Veranstalter: Deutschland
Teilnehmer: 16
Weltmeister: Deutschland
Tore gesamt: 97
Torschützenkönig: Grzegorz Lato (Polen) mit 7 Treffern
Jüngster Spieler: Vladimir Petrovic (18 Jahre, Jugoslawien)
Ältester Spieler: Tarcisio Burgnich (35 Jahre, Italien)
Maskottchen: „Tip“ und „Tap“

Torschützen der Fußball-WM 1974 in Deutschland
Spieler | Mannschaft | Tore |
---|---|---|
Grzegorz Lato | Polen | 7 |
Andrzej Szarmach | Polen | 5 |
Johan Neeskens | Niederlande | 5 |
Gerd Müller | Deutschland | 4 |
Johnny Rep | Niederlande | 4 |
Ralf Edström | Schweden | 4 |
Dušan Bajević | Jugoslawien | 3 |
Johan Cruyff | Niederlande | 3 |
Kazimierz Deyna | Polen | 3 |
Paul Breitner | Deutschland | 3 |
René Houseman | Argentinien | 3 |
Rivelino | Brasilien | 3 |
Emmanuel Sanon | Haiti | 2 |
Héctor Yazalde | Argentinien | 2 |
Ivo Šurjak | Jugoslawien | 2 |
Jairzinho | Brasilien | 2 |
Joachim Streich | DDR | 2 |
Joe Jordan | Schottland | 2 |
Roland Sandberg | Schweden | 2 |
Stanislav Karasi | Jugoslawien | 2 |
Wolfgang Overath | Deutschland | 2 |
Bernd Cullmann | Deutschland | 1 |
Branko Oblak | Jugoslawien | 1 |
Carlos Babington | Argentinien | 1 |
Conny Torstensson | Schweden | 1 |
Dragan Džajić | Jugoslawien | 1 |
Fabio Capello | Italien | 1 |
Gianni Rivera | Italien | 1 |
Hristo Bonev | Bulgarien | 1 |
Ilija Petković | Jugoslawien | 1 |
Jerzy Gorgoń | Polen | 1 |
Josip Katalinski | Jugoslawien | 1 |
Jürgen Grabowski | Deutschland | 1 |
Jürgen Sparwasser | DDR | 1 |
Martin Hoffmann | DDR | 1 |
Miguel Brindisi | Argentinien | 1 |
Peter Lorimer | Schottland | 1 |
Pietro Anastasi | Italien | 1 |
Rainer Bonhof | Deutschland | 1 |
Ramón Heredia | Argentinien | 1 |
Ricardo Pavoni | Uruguay | 1 |
Rob Rensenbrink | Niederlande | 1 |
Romeo Benetti | Italien | 1 |
Rubén Ayala | Argentinien | 1 |
Ruud Krol | Niederlande | 1 |
Sergio Ahumada | Chile | 1 |
Theo de Jong | Niederlande | 1 |
Uli Hoeneß | Deutschland | 1 |
Valdomiro | Brasilien | 1 |
Vladislav Bogičević | Jugoslawien | 1 |
Torhüter der WM 1974 in Deutschland
Torwart | Mannschaft | Spiele |
---|---|---|
Émerson Leão | Brasilien | 7 |
Sepp Maier | Deutschland | 7 |
Jan Jongbloed | Niederlande | 7 |
Jan Tomaszewski | Polen | 7 |
Ronnie Hellström | Schweden | 6 |
Jürgen Croy | DDR | 6 |
Enver Marić | Jugoslawien | 6 |
Daniel Carnevali | Argentinien | 5 |
Jack Reilly | Australien | 3 |
Leopoldo Vallejos | Chile | 3 |
Mwamba Kazadi | Dem. Rep. Kongo | 3 |
Henri Francillon | Haiti | 3 |
Dino Zoff | Italien | 3 |
David Harvey | Schottland | 3 |
Ladislao Mazurkiewicz | Uruguay | 3 |
Rumencho Goranov | Bulgarien | 2 |
Ubaldo Fillol | Argentinien | 1 |
Stefan Staykov | Bulgarien | 1 |
Dimbi Tubilandu | Dem. Rep. Kongo | 1 |